Vollendete Tatsachen

Tatsachen werden bekanntlich geschaffen. Dies wirft wissenstheoretische Fragen auf. Aber auch ästhetische – wenn Tatsachen nämlich aufhören bloße Tatsachen zu sein und die Aura des Unwiderstehlichen annehmen. Vollendet sind diese Tatsachen, weil sie sprechend und evident sind, scheinbar immun gegen Widersprüche. Wir begegnen ihnen als schlagenden Beweisen in Demonstrationsexperimenten und Museumsausstellungen, sie kündigen sich auf den Titelseiten der großen Wissenschaftszeitschriften an oder als „proofs of concept“. Sie nehmen als technische Dinge und Bilder Gestalt an, als Phänomene und Effekte werden sie immer wieder gerne wiederholt. Sie sind gleichermaßen selbstgenügsam und spekulativ, zelebrieren Sichtbarkeit und verschleiern Zusammenhänge. Als Chiffre des Wirklichen markieren sie einen „point of no return,“ an dem das Denken nicht vorbeikommt, aber womöglich aufhört. Von diesen vollendeten Tatsachen, ihrer Herstellung und Überhöhung in der Geschichte des Wissens und der Wissenschaften, soll die Rede sein.

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Das Lernmaterial „Vollendete Tatsachen 39“ von Prof. Dr. Alfred Nordmann Dr. Cheryce von Xylander unterliegt folgender Creative Commons Lizenz: Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International license.


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